Sonntag, 23. Dezember 2012

Kein Bock auf Amok: Die Antwort auf Newtown

Selbst schuld, die Opfer des Amoklaufs in Newtown. Völlig hilflos ausgeliefert waren die Schüler und Lehrer dem Attentäter; wie das Kaninchen vor der Schlange. Der Grund: Niemand, aber wirklich niemand der Schüler und Lehrer war mit einer Schusswaffe ausgestattet!
Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Was für eine haarsträubende Fahrlässigkeit, an Naivität und Realitätsferne kaum zu überbieten. Lehrer und Schüler haben mit ihrem Verhalten geradezu um einen solchen Anschlag gebettelt.
Wie gut, dass nun wenigstens die US-Waffenlobby diese unhaltbaren Zustände erkannt hat und mehr statt weniger Waffen als Konsequenz auf den Amoklauf fordert. Richtig so!
Diese Idee kann aber nur den Anfang eines Maßnahmenkatalogs bilden, um das Schulpersonal und die Schüler zukünftig für ähnliche Vergeltungsschläge besser vorzubereiten.
Aus dem Weißen Haus sickern bereits Gerüchte durch, dass ab sofort an allen amerikanischen Schulen Schulsport durch Schießsport ersetzt wird. Dieser steht dreimal wöchentlich auf dem Stundenplan. Die Gewehre und Pistolen hierfür werden vom Bildungsministerium an die Schüler und Lehrer verschenkt. Der Haushalt wird dadurch nicht belastet: Die zusätzlichen Ausgaben werden durch eingesparte Transferleistungen kompensiert, die der Staat für die bei den täglichen Schießereien ums Leben gekommenen Bürger einspart. Das Waffenbesitzalter wird in einem Eilgesetz auf drei Jahre herabgesenkt, damit schon Windelpupser bei entsprechenden Anschlägen in Kindergärten für den Umgang mit dem Schießeisen gerüstet sind.
Sachkunde-Unterricht wird zugunsten von Waffenkunde abgeschafft, damit die Schüler das nötige theoretische Wissen über ihre Gewehre und Pistolen erfahren. Im Geschichtsunterricht erhalten die Kinder militärische Taktikschulungen von Afghanistan- und Irak-Veteranen. Diese sollen den Schülern ihre Erfahrungen von Straßenschlachten und Gebäudestürmungen für einen potentiellen Feldzug gegen einen Amokläufer verinnerlichen. Koordiniert werden diese Übungseinheiten vom kürzlich zurückgetretenen CIA-Chef David Petraeus, der zuvor Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Irak war.
In diesen Stunden werden zur besseren Veranschaulichung Amokläufe an Schulen und in öffentlichen Einrichtungen der Vergangenheit besprochen und detailliert ausgeleuchtet. So sollen Schwachstellen bei der Verteidigung der Schul-Bastion offengelegt werden, um Eindringlinge künftig innerhalb von zehn Sekunden nach Betreten des Schulgebäudes zu liquidieren.
Täglich in den Informatik-Unterricht integriert werden nun Ego-Shooter-Computerspiele, wie Counter-Strike oder Grand Theft Auto (GTA). Alternativ gestattet ist das Zeigen von Horrorfilmen oder Kriegsdramen, etwa Der Soldat James Ryan. Dadurch soll eine Herabsetzung der Empathie-Fähigkeit bei den Schülern erreicht werden. Gleichzeitig soll die Treffsicherheit beim Schießen optimiert werden, um eine möglichst hohe Eliminationsquote von Gegnern zu erreichen. Nicht zuletzt wird durch solche gemeinsamen Aktionen das Kameradschaftsgefühl der Schüler untereinander gestärkt sowie die Schaffung eines gemeinsamen Feindbildes erreicht.
Doch damit nicht genug: Um den Unterricht möglichst wenig durch störende Einflüsse – zu denen Amokläufer demnächst hinzugefügt werden sollen - zu beeinträchtigen, sollen austrainierte Sicherheitskräfte an Schulen eingesetzt werden.
Ihre Aufgabe ist es, verdächtig erscheinende Personen auf dem Schulgelände nach einmaligem Warnruf zu liquidieren. Agieren statt Reagieren heißt die Devise.
Finanzielle Mittel für die Ausbildung dieser Fachleute sind nicht vonnöten: Geplant sei, dass Vietnam-Veteranen sowie aus dem Gefängnis entlassene Heckenschützen und Gewaltverbrecher diese Jobs übernehmen.
Denkbar sei auch, dass arbeitslose Hobbyjäger als Sicherheitskräfte anheuern. Sie benötigen einerseits keine weitere Einweisung für ihren Dienst und andererseits unternimmt der Staat auf diese Weise wichtige Schritte zur Reintegration von Häftlingen.
Zudem schafft der Staat so gerade in dieser konjunkturell angespannten Lage weitere Arbeitsplätze und kurbelt die Wirtschaft an – auch in der Waffenindustrie. Friede, Freude, Eierkuchen also. Genial, oder?
Einzig um die Journalisten-Zunft muss sich der Staat sorgen: Sensationsträchtige Amoklauf-Storys dürften in der Zukunft dank der Maßnahmen wegfallen, sodass Massenentlassungen in den Redaktionen drohen. Wir dürfen gespannt sein, mit welchen unbürokratischen Maßnahmen der erfinderische Staat diesem Problem begegnen will.
 

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