Von zu langen Strecken...
Dem Streckenverlauf ist dies sicherlich
nicht zu verdanken: Die enorm windanfällige Strecke mit vielen
langen Geraden führt rechteckförmig durch die Haseder Feldmark und
ist so spannend wie ein Film, dessen Ende man bereits kennt. Zudem
ist das Terrain flach wie ein Brett, sodass die Distanzen selbst mit
eingeschlafenen Füßen gut zu meistern sind.
Die Jagd nach Bestzeiten kann es
ebenfalls nicht sein: Die Strecken sind nicht amtlich vermessen. So
kommt es, dass der 10-km-Lauf 150 Meter zu lang war. Aber das ist
noch gar nichts gegen 2011. Damals mussten die Läufer sogar 300
zusätzliche Meter zurücklegen.
Aber was übt dann diese Faszination
„Silvesterlauf“ aus? Ganz einfach: „Der Silvesterlauf gehört
zum Jahresabschluss einfach dazu. Wenn ich den Lauf erfolgreich
hinter mich gebracht und dem Körper etwas Gutes getan habe, kann ich
abends völlig unbeschwert ins neue Jahr feiern. Das ist ein tolles
Gefühl.“ Treffender als es dieser Läufer gestern erschöpft, aber
glücklich im Zielbereich sagte, kann man es kaum auf den Punkt
bringen.
Das soll er also sein - der Grund,
weshalb sich etliche hundert Läufer Jahr für Jahr an die Startlinie
stellen; egal ob bei Regen, Schnee oder Blitzeis? Die Antwort lautet:
Natürlich nicht! Denn es gibt einige weitere Gründe, die die
Anziehungskraft des Haseder Laufevents erklären.
...über Wiedersehen der (Lauf-)Familie
Silvesterlauf in Hasede hat immer den
Hauch von verspäteten Weihnachten. Es ist wie ein großes
Familientreffen: Egal, in welchen Teilen der Welt die Läufer das
restliche Jahr über verstreut tätig sind, an diesem Tag im Jahr
gibt es in dem kleinen Örtchen im Landkreis Hildesheim das große
Wiedersehen.
Dann plauscht man beim Einlaufen mit
dem ehemaligen Trainingskollegen, der in Südafrika Hochschuldozent
ist, tauscht sich mit einem früheren Laufkumpel aus, der nun in
Würzburg Lehramts-Student ist. Und am Streckenrand trifft man
Bekannte, die einfach nur zum Zuschauen und Anfeuern angereist sind.
Unnachahmlich ist auch der Moderator,
der mit seiner stark betonenden Sprechweise locker Michael Kessler
als Günther-Jauch-Imitator bei Switch Reloaded ablösen könnte.
Herrlich amüsant sind auch seine
verbalen Schaumschläge.
Beispiel gefällig? Bitte sehr: „Bei
dem 5-km-Lauf sind sogar zwei Starterinnen aus Kolumbien dabei.
Vielleicht gibt es hier heute weitere Teilnehmer aus anderen
europäischen Ländern.“
Und noch einer: Da fragt ein Zuschauer
ihn im Scherz, ob es für die ersten zehn Läufer je einen Glühwein
gratis gebe. Sein Konter: „Unter Escorial geht hier gar nichts
(Anm.: Dabei handelt es sich um einen Kräuterlikör mit 56 % Volumen
Alkohol).“
In den Sieger des 10-km-Laufes war der
Moderator gar so vernarrt, dass er die Zieleinläufe der Zwei- bis
Viertplatzierten völlig übersah.
...bis hin zum Dauergast in Hasede: dem Wind
Allein der Mann ist es wert, am 31.
Dezember nach Hasede zu kommen. Zumindest als Zuschauer. Für die
Läufer gibt es noch ganz andere Anreize: Dem Wind auf der Strecke zu
trotzen. Der gehört zu Hasede einfach dazu, so wie die
Freiheitsstatue zu New York oder der schiefe Turm zu Pisa (Läufer A
im Ziel: „Was war das heute nicht wieder windig hier.“ Läufer B
daraufhin: „Ist halt Hasede.“).
Daher gehört es in Hasede zum guten
Ton, dass sich die Läufer solidarisieren und den Konkurrenten
Windschatten spenden. Das verbindet. Und pusht gegenseitig.
Das Allerbeste daran: Im Ziel kommt man
so unverkrampft mit anderen Teilnehmern ins Gespräch und kann neue
Kontakte knüpfen („Was war das heute nicht wieder windig hier.“).
Schade, dass es bis zum nächsten Silvesterlauf noch ein Jahr hin
ist.
Nicht nur das gute Gefühl, etwas getan zu haben, sondern auch die mit dem Silvesterlauf verbundene verfrühte Müdigkeit auf der folgenden Silvesterparty stellen sich beim eifrigen Christoph in Verbindung mit viel Alkohol ein :P Immerhin hat sich seine Botschaft "Christoph kotzt" nicht bewahrheitet ;) Das ist auch ein gutes Gefühl :P
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