Mittwoch, 2. Januar 2013

Faszination Silvesterlauf

An keinem Tag im Jahr finden so viele Laufveranstaltungen in Deutschland statt wie am 31. Dezember. Eine davon gibt es im beschaulichen Hasede. Einmal im Jahr verwandelt sich das idyllische 1600-Seelen-Dorf im nördlichen Landkreis Hildesheim in ein wahres Lauf-Mekka. Und das seit 28 Jahren. Am Silvesterlauf nahmen vorgestern 784 Läufer teil. Der Rekord steht bei über 1050 Startern. Aber wie schafft es dieses Laufevent, jährlich die Massen zu mobilisieren?

Von zu langen Strecken...


Dem Streckenverlauf ist dies sicherlich nicht zu verdanken: Die enorm windanfällige Strecke mit vielen langen Geraden führt rechteckförmig durch die Haseder Feldmark und ist so spannend wie ein Film, dessen Ende man bereits kennt. Zudem ist das Terrain flach wie ein Brett, sodass die Distanzen selbst mit eingeschlafenen Füßen gut zu meistern sind.
Die Jagd nach Bestzeiten kann es ebenfalls nicht sein: Die Strecken sind nicht amtlich vermessen. So kommt es, dass der 10-km-Lauf 150 Meter zu lang war. Aber das ist noch gar nichts gegen 2011. Damals mussten die Läufer sogar 300 zusätzliche Meter zurücklegen.
Aber was übt dann diese Faszination „Silvesterlauf“ aus? Ganz einfach: „Der Silvesterlauf gehört zum Jahresabschluss einfach dazu. Wenn ich den Lauf erfolgreich hinter mich gebracht und dem Körper etwas Gutes getan habe, kann ich abends völlig unbeschwert ins neue Jahr feiern. Das ist ein tolles Gefühl.“ Treffender als es dieser Läufer gestern erschöpft, aber glücklich im Zielbereich sagte, kann man es kaum auf den Punkt bringen.
Das soll er also sein - der Grund, weshalb sich etliche hundert Läufer Jahr für Jahr an die Startlinie stellen; egal ob bei Regen, Schnee oder Blitzeis? Die Antwort lautet: Natürlich nicht! Denn es gibt einige weitere Gründe, die die Anziehungskraft des Haseder Laufevents erklären.

...über Wiedersehen der (Lauf-)Familie


Silvesterlauf in Hasede hat immer den Hauch von verspäteten Weihnachten. Es ist wie ein großes Familientreffen: Egal, in welchen Teilen der Welt die Läufer das restliche Jahr über verstreut tätig sind, an diesem Tag im Jahr gibt es in dem kleinen Örtchen im Landkreis Hildesheim das große Wiedersehen.
Dann plauscht man beim Einlaufen mit dem ehemaligen Trainingskollegen, der in Südafrika Hochschuldozent ist, tauscht sich mit einem früheren Laufkumpel aus, der nun in Würzburg Lehramts-Student ist. Und am Streckenrand trifft man Bekannte, die einfach nur zum Zuschauen und Anfeuern angereist sind.

Unnachahmlich ist auch der Moderator, der mit seiner stark betonenden Sprechweise locker Michael Kessler als Günther-Jauch-Imitator bei Switch Reloaded ablösen könnte.
Herrlich amüsant sind auch seine verbalen Schaumschläge.
Beispiel gefällig? Bitte sehr: „Bei dem 5-km-Lauf sind sogar zwei Starterinnen aus Kolumbien dabei. Vielleicht gibt es hier heute weitere Teilnehmer aus anderen europäischen Ländern.“
Und noch einer: Da fragt ein Zuschauer ihn im Scherz, ob es für die ersten zehn Läufer je einen Glühwein gratis gebe. Sein Konter: „Unter Escorial geht hier gar nichts (Anm.: Dabei handelt es sich um einen Kräuterlikör mit 56 % Volumen Alkohol).“
In den Sieger des 10-km-Laufes war der Moderator gar so vernarrt, dass er die Zieleinläufe der Zwei- bis Viertplatzierten völlig übersah.

...bis hin zum Dauergast in Hasede: dem Wind


Allein der Mann ist es wert, am 31. Dezember nach Hasede zu kommen. Zumindest als Zuschauer. Für die Läufer gibt es noch ganz andere Anreize: Dem Wind auf der Strecke zu trotzen. Der gehört zu Hasede einfach dazu, so wie die Freiheitsstatue zu New York oder der schiefe Turm zu Pisa (Läufer A im Ziel: „Was war das heute nicht wieder windig hier.“ Läufer B daraufhin: „Ist halt Hasede.“).
Daher gehört es in Hasede zum guten Ton, dass sich die Läufer solidarisieren und den Konkurrenten Windschatten spenden. Das verbindet. Und pusht gegenseitig.
Das Allerbeste daran: Im Ziel kommt man so unverkrampft mit anderen Teilnehmern ins Gespräch und kann neue Kontakte knüpfen („Was war das heute nicht wieder windig hier.“). Schade, dass es bis zum nächsten Silvesterlauf noch ein Jahr hin ist.

1 Kommentar:

  1. Nicht nur das gute Gefühl, etwas getan zu haben, sondern auch die mit dem Silvesterlauf verbundene verfrühte Müdigkeit auf der folgenden Silvesterparty stellen sich beim eifrigen Christoph in Verbindung mit viel Alkohol ein :P Immerhin hat sich seine Botschaft "Christoph kotzt" nicht bewahrheitet ;) Das ist auch ein gutes Gefühl :P

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