80
Millionen - so viele Tonnen Lebensmittel werden jährlich in
Deutschland vernichtet. Und die meisten davon sind noch genießbar.
„Das kann es doch nicht sein“, hat sich bei Bekanntwerden der
Zahlen unsere Beauftragte für Lebensmittelvernichtung, Ilse Aigner,
pikiert.
Zurecht:
Die Fläche, die für den riesigen Müllberg verwendet wird, könnte
man auch sinnvoller verwenden. Etwa, um Atommüll zu endlagern.
Aber
wohin nun mit den 80 Millionen Tonnen Lebensmitteln? Die Lösung ist
ganz einfach: In die hungrigen Mäuler; packen wir den Biomüll doch
einfach auf die Pizza!
Das
ist doch eine fantastische Idee: So werden die Lebensmittel recycelt
und dem Futterkreislauf gleich wieder zugeführt.
Was
will man mehr? Gewisse Einschränkungen muss man dabei eben einfach
in Kauf nehmen.
Klassische
Pizza Prosciutto? Ade!
Stattdessen
wabert dem Konsument ein Cocktail betörender Düfte unbekannter
Gewürze entgegen. Von schrumpligen, überpfefferten Bratkartoffeln,
die tiefere Falten aufweisen als das Gesäß einer 95-Jährigen.
Zusammengefallener Rotkohl, der schlaffer wirkt als das beste Stück
eines senilen Gebissträgers bei einer Erektion. Und zähschmelzender
Instant-Käse, der so elastisch ist, dass man ihn sich sorglos für
einen Bungeesprung von der Golden Gate Bridge um die Beine hätte
binden können.
Und
das beste: Künstliche Aromen sind jetzt völlig überflüssig. Dafür
sorgt schon die fingerdicke Wurst im Pizza-Rand, in deren Haut das
bei der Fleischerei übrig gebliebene Schweinemett mit extra viel
Zwiebeln von vorgestern hineingepresst wurde.
Mit
solchen innovativen Pizza-Kreationen scheint eine klaffende
Marktlücke geschlossen worden zu sein. Kaum ein Tag vergeht, an dem
nicht von den Sterneköchen in deutschen Imbissbuden eine neue Sorte
kredenzt worden wäre. Meistens geht das ganz einfach: Ein kurzer
Blick in den Kühl- und den Vorratsschrank genügt, um panisch
festzustellen, welche Lebensmittel gerade anfangen streng zu riechen
oder eine flauschig-weiße Schicht bilden. Dann ist es allerhöchste
Eisenbahn, sie schnell noch auf einer Pizza unterzubringen. Im
Backofen sterben ja zum Glück alle Bakterienkulturen ab. Und voilà:
So schnell hebt man eine neue Sorte aus der Taufe.
In
solchen Momenten ärgere ich mich fürchterlich, dass ich früher
nicht auf meine Eltern gehört habe („Sieh' zu, dass du was
Vernünftiges lernst“). Getreu dem Motto „Besser spät als nie“
habe ich mich dann kürzlich doch als Pizza-Bäcker versucht.
Meine
erste Kreation, die Pommes-Pizza „Rot-Weiß“ fand spontan keinen
großen Anklang. Vielleicht sollte ich mich erstmal auf saisonale
Produkte spezialisieren.
Wie
wäre es mit einer schönen Grünkohl-Pizza, wahlweise mit Senf- oder
Meerrettich-Grundlage für den Boden, garniert mit einem ordentlichen
Stück Schinkenspeck und einer herzhaften Bregenwurst. Der fetten
groben, versteht sich.
Ein
bisschen Bammel habe ich bloß vor dem Sommer. Für die wärmere
Jahreszeit schweben mir eine „Pizzamisu“ mit einer Basis-Schicht
Kaffee und amarettogebadeten Löffelbiskuits, überbacken mit einer
cremigen Mascarpone-Masse vor.
Oder
eine Spaghetti-Eis-Pizza mit einer extra Portion gefrorener Sahne.
Einziges Manko: Das Eis fängt schon bei geringen Gradzahlen ziemlich
schnell an zu schmilzen und hat mir den ganzen Ofen vollgetropft.
Wenn
also jemand unter euch weilt, der eine Idee hat, wie ich den
Schmelzpunkt der Eiscreme heraufheben kann, ohne dass dies zu
geschmacklichen Einschränkungen bei der Pizza führt, kann er sich
gern bei mir melden. Selbstverständlich dürft ihr bei Gelingen auch
gern ein Stück davon probieren. In diesem Sinne: guten Appetit!
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