Wir (Zeitungs-)Journalisten orientieren uns an einer anderen Formel: „Wenn du für deinen Artikel gelobt wirst,
dann hast du etwas falsch gemacht.“ Naja, jedenfalls wenn die
Komplimente nicht von Kollegen oder Privatpersonen außerhalb der
Redaktion stammen.
Insofern wurde ich kürzlich sogar mit
dem Ritterschlag geadelt: Von einem Krankenhaus wurde mir noch vor
der Veröffentlichung eines unliebsamen Berichts mit rechtlichen
Konsequenzen und lebenslangem Hausverbot gedroht.
Warum eigentlich?
Die Reinigungsstandards in dem
Krankenhaus lassen - milde gesagt – ein wenig zu wünschen übrig.
Dies ist jedenfalls das eindeutige Ergebnis meiner Recherche.
Den Anstoß dazu gab ein ehemaliger
Patient. Der steckte mir zahlreiche unappetitliche Details über das
Putzverhalten. Und je intensiver ich recherchierte, desto mehr
Personen berichteten mir ihre Erfahrungen über die
Sauberkeitsverhältnisse in dem Krankenhaus. Aber nur hinter
vorgehaltener Hand. Öffentlich vorpreschen wollte niemand.
Auffällig
bei den Aussagen war, dass sie allesamt äußerst negativ
waren. Spätestens jetzt war der Zeitpunkt erreicht, an dem selbst
der begriffsstutzigste Mensch gemerkt hätte, dass da was im Busch
ist.
Gründliche Reinigung ist zu teuer
Also horchte ich mal bei der Klinik
nach. Die Pressesprecherin, welch Wunder, konnte sich die Vorwürfe
überhaupt nicht erklären. Merkwürdig, mit so einer Antwort hatte
ich gar nicht gerechnet...
Und noch merkwürdiger: Die
Betriebsräte von Krankenhaus und Reinigungsfirma (ausgesourctes
Tochterunternehmen des Krankenhauses) konnten sich die Vorwürfe
erstaunlicherweise sehr gut erklären.
Munter plauderten sie aus dem
Nähkästchen. Sie sprühten geradezu vor Erzähllaune: Gründlich
putzen kostet nur unnötig Geld. Daher werden bestimmte Bereiche nur
dreimal pro Woche gereinigt. Muss reichen, sagt der Chef.
Aha, langsam wird es echt interessant.
Keine Informanten – keine Story
Einige Tage später platzte die Story.
Die Betriebsratsvorsitzenden zogen urplötzlich all ihre Aussagen
kleinlaut zurück. Ohne Angabe von Gründen. Just zu jenem Zeitpunkt,
an dem die Krankenhaus-Pressesprecherin meinen Chef anrief und mit
den genannten Konsequenzen drohte. Merkwürdig, oder? Ein Schelm, wer
Böses dabei denkt.
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