Wenig überraschend bei dem Titel der Veranstaltung: „Wer finanziert den Journalismus von morgen?“ Diese Frage ist derzeit die wohl wichtigste in der Branche, sie ist allgegenwärtig, sie brennt uns Journalisten unter den Nägeln. Und das gerade deshalb, weil es keine Antworten auf diese Frage gibt. Noch nicht jedenfalls.
Die Krise ist hausgemacht
Im schlimmsten Fall ist der Journalismus in einigen Jahren
tot, sagt Michael Konken, Chef des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), wenn
nicht bald ein Ruck durch die Gesellschaft gehe. Aber wo soll der herkommen? Schließlich hat
die Branche den Karren selber in den Dreck gezogen. Bislang kommt sie dort
nicht wieder heraus.
Da zahlen Abonnenten Tag für Tag Geld für ein Produkt, für
ihre Zeitung, die meistens qualitativ hochwertig ist. Gleichzeitig werden große
Teile exakt dieses Produktes im Internet angeboten, für alle versteht sich. Und
das zum Nulltarif. Und das seit fast zehn Jahren, bis es auch die Letzten
gemerkt haben. Für die Nutzer ist das klasse, für die Journalisten ist das
existenzgefährdend.
Der Journalismus droht zu verbluten
Also was tun? Eine Bezahlschranke, die Pay-Wall, einführen,
sodass Artikel im Netz nur gegen Bezahlung zugänglich gemacht werden? Bringt
nichts, zumindest gegenwärtig, weil nicht alle Nachrichtenanbieter mitziehen
und die Leser ihre Informationen aus anderen Kanälen generieren. Sie sind zu
lange verwöhnt worden von den Verlagen. Also was tun? Gute Frage. Alle tappen
noch im Dunkeln bei der Suche nach Lösungen.
Darunter zu leiden haben die Journalisten. Egal, wo man sich
in Deutschland umschaut, die Verlage stellen kaum noch Journalisten ein,
unbefristet schon gar nicht, im Gegenteil: Sie bauen Stellen ab, ganze
Redaktionen, ja Zeitungen, verschwinden von der Bildfläche. DJV-Chef Konken:
„Die Zahl der freien Journalisten in Deutschland hat in den letzten zehn Jahren
um 50 Prozent zugenommen.“
Viele davon kämpfen ums nackte Überleben auf einem schwer
ausrechenbaren Markt. Tag für Tag. Und diejenigen, die in den Redaktionen
bleiben dürfen, sollen mit immer weniger Kollegen immer bessere Arbeit
abliefern. Paradox! Also was tun? So genau weiß das derzeit niemand. Und genau
das ist das Problem.
Das Problem sind die Verhinderer in den Redaktionen, die nach wie vor das Hohe Lied des Terminjournalismus singen. Der Beruf der Journalisten ist auch ein kreativer Beruf,da ist auch der Mut gefragt, mit Form und Inhalt zu experimentieren statt immer wieder die gleichen Nasen und Themen ins Blatt zu holen.
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