Blöd nur,
dass am Neujahrstag die meisten mit Matschbirne aufwachen und sich an die guten
Vorsätze nicht mehr erinnern können. Und der Rest schießt die Vorsätze
spätestens zwei, drei Wochen später zum Mond – denn so schlecht war das alte
Leben auch nicht.
Lebensweisheiten der Redaktions-Ältesten
Zugegeben, das kommt mir bekannt vor. Aber dieses Jahr gebe ich
meine Vorsätze nicht so schnell auf. Wirklich nicht. Ich habe ich mir nämlich
unter anderem vorgenommen, auf den zweiten weisen Kollegen in meiner Redaktion
zu hören.
In Sachen neunmalkluge Sprüche steht der meinem Chef nämlich in
nichts nach. Ihr wisst schon, das ist der mit dem schönen Satz
„Termin-Journalismus ist nicht ganz ungefährlich, weil uns Journalisten oft
eine Wahrheit vorgegaukelt wird“.
Eine
ähnlich poetisch ausgeprägte Ader hat auch besagter zweite Redaktions-Weise. Er
sagte neulich sinngemäß: „Eine gute Recherche ist die wichtigste Grundlage für
einen fundierten und fehlerfreien Artikel.“
Klingt doch total easy, oder? Fand
ich auch. Jedenfalls bis ich wenige Tage später beim Verfassen eines Artikel
mit dem inhaltlichen Anspruch einer RTL II-Nachmittagssendung einen Riesenbock
landete.
Wie das passieren konnte? Ich sage nur: „Eine gute Recherche ist die
wichtigste Grundlage…“ bla bla bla.
Halbwissen ist tödlich
Da begleitet mich einer unserer Pressefotografen zu
einem Termin. Die Arbeitsteilung ist
klar wie Kloßbrühe: Er macht die Bilder, ich kümmere mich um den Text. Denkste.
Denn der Fotograf hat in der Hektik vergessen, die fünf Pappnasen auf dem Bild
nach ihren Namen zu fragen. Und ich kenne keinen einzigen davon. Mein Chef aber
schon. Und der sitzt zum Glück in der Redaktion genau neben mir.
Aber einer der
Namen will ihm partout nicht einfallen. Und ausgerechnet den bräuchte ich am
dringendsten, da ich den Typ (immerhin ist er Standortältester der
Bundeswehrschule für Strategische Aufklärung für den Standort
Flensburg/Glücksburg) auch kurz im Artikel erwähnen möchte.
Hätte ich mal
aufgepasst und mitgeschrieben, als er sich vorstellte. Hätte, hätte,
Fahrradkette...
Zudem ist es abends und die Zeit drängt wegen des Redaktionsschlusses.
Um die Uhrzeit sind Fotograf und Standortältester telefonisch natürlich nicht
mehr zu erreichen, wie sich herausstellt.
Selbst der Chef ist nicht unfehlbar
Aber halb so wild. Nicht verzagen, Chefchen fragen, lautet
die Devise. Wie gut, dass der plötzlich wieder zu wissen glaubt, wie der
Standortälteste heißt.
Ich knall schnell den Namen in den Artikel. Puh, Problem
gelöst. Falsch gedacht. Denn einerseits habe ich den werten Herrn zum
Standortältesten der Marineschule gemacht. Die liegt zwar direkt neben der
Bundeswehrschule für Strategische Aufklärung, aber knapp daneben ist auch
vorbei.
Und der Name war natürlich falsch. Das weiß ich, seit der aktuelle Standortälteste mich tags darauf wutentbrannt anrief.
Der Name, der meinem Chef wieder
einfiel, war der vom Vorgänger. Und der ist seit zwei Jahren im Ruhestand. Ups…
Ganz klare Panne der Kategorie: Kann passieren, darf aber nie passieren.
Kein
Wunder also, dass ich mich selbst am Neujahrstag lückenlos an dieses Malheur
erinnern konnte. Ein eindeutiges Indiz dafür, dass ich den Vorsatz der besseren
Recherche so schnell nicht aufgeben sollte.
Autsch! Bitter sowas. Zum Glück ist Irren ja menschlich. ;-) Dennoch sicher eine der Erinnerungen die irgendwann morgens unter der Dusche ungefragt wieder hoch kommt und einen peinlich berühet zusammenzucken lässt. ;-)
AntwortenLöschen