Mittwoch, 25. Dezember 2013

Schöne Bescherung



Im Grunde ist Weihnachten doch nichts anderes als ein einziges Pulverfass, na sagen wir, zumindest ein Überraschungs-Ei: Wenn die in aller Herren Länder verstreut lebenden Angehörigen zur Familiensause für ein paar Tage nach Hause kommen, dann prallen Welten aufeinander – mit dem Ergebnis, dass alle froh sind, wenn Weihnachten vorüber ist. Blöd nur, wenn dieser Zustand schon vor dem eigentlichen Fest erreicht ist und die Familientreffen erst noch bevorstehen.

Wie im Drogenrausch


Wie wäre dieses Ehemaligentreffen meines Abi-Kurses bloß ohne Dampfplauderer Moritz* gelaufen? Wie ein Senioren-Kaffeekränzchen in stocksteifer Spießer-Atmosphäre mit aufgesetztem Dauergrinsen? 
Als feucht-fröhliche Nostalgie-Runde, bei der jeder hofft und bangt, dass keine peinlichen Verfehlungen von früher auf den Tisch kommen? Oder als Selbsthilfegruppe, bei dem die Abi-Traumata gemeinsam aufgearbeitet werden? Wer weiß das schon. 

Ganz sicher aber war es gut, dass unser Super-Bulle nicht dabei war. Andernfalls hätte Polizeikommissar Max an dem Abend vermutlich sofort einen Drogentest veranlasst. 
Zumindest bei Moritz. Denn dessen Verhalten war allein mit legalen Aufputschmitteln nicht mehr zu erklären. „Egal, was er genommen hat, er hat bei der Dosis definitiv übertrieben“, raunte mir ein früherer Mitschüler während des abendfüllenden Monologs von Moritz zu. 

Schlimmer gehts nimmer?!?


Getreu dem Mutti-Merkel-Motto im jüngsten Bundestagswahlkampf „viel reden, aber nichts sagen“ plauderte er völlig aufgedreht über jedes erdenkliche Detail seines Lebenslaufs. So kennen wir nicht nur den Namen seiner Freundin, sondern auch deren Körbchengröße. 
Danke dafür, Moritz. Denn bei dem Fremdschäm-Faktor kann selbst der Frauenlästerer Nummer 1, Comedian Mario Barth, nicht mithalten. 

Und die Verwandtschafts-Treffen an den Weihnachtstagen können dies schon gar nicht. Kein Wunder also, dass im Laufe des Abends bei den meisten von uns die Vorfreude auf das Fest stieg – denn schlimmer kann es dann auch nicht werden. Danke dafür, Moritz.

* alle Namen geändert